Noch nie haben so viele Menschen auf der Erde gelebt wie heute. Laut Berechnungen der Vereinten Nationen wurde jüngst die Acht-Milliarden-Marke geknackt. Reichen die Ressourcen unseres Planeten für so viele Menschen überhaupt aus? Wie können wir alle ernähren? Dazu Forschende des Forschungszentrums Jülich: Historisch betrachtet, war Nahrung nie im Überfluss vorhanden. Überfluss in bestimmten Regionen verbunden mit einer saisonunabhängigen Verfügbarkeit von Lebensmitteln gibt es erst in jüngster Zeit. Andererseits sind weltweit rund 830 Millionen Menschen unterernährt, so die Welternährungsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen.

Die Rahmenbedingungen: Lediglich 11 Prozent der Landoberfläche unseres Planeten sind landwirtschaftliche Nutzfläche (davon 17 Prozent bewässert) und werden für die Nahrungsmittelproduktion genutzt. Die Fläche lässt sich auch nicht sonderlich groß erweitern. Zudem gehen weltweit jährlich 26 Milliarden Tonnen Boden durch Erosion verloren. Ein Drittel davon in die Meere – ist also unwiederbringlich weg. Ferner gibt es Wüstenbildung, Versalzung, Entwaldung. 40 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche weltweit sind bedroht, insbesondere in den Regionen, wo die Produktivität ohnehin schon nachgelassen hat.
Ein weiteres Problem: Vom Wasser der Erde können wir nur ein Prozent kontinuierlich nutzen. Der Wasservorrat der Erde wird sich in den nächsten 10 Jahren um ein Viertel verringern und der Bedarf wird um 40 Prozent ansteigen, wegen der zu erwartenden Bevölkerungsentwicklung.
Durch die Klimaerwärmung gibt es auch Veränderungen der Erträge. Es gibt Regionen mit Ertragssteigerungen und solche mit Ertragsminderungen. Die Schere geht jedoch zugunsten der abnehmenden Erträge auf, das heißt die Erträge werden sich verringern.
Zurück zu der Frage, wie können wir die Menschen zukünftig ernähren. Die Jülicher Forschenden sehen in der Landwirtschaft den Schlüssel zur Sicherung der weltweiten Ernährung im Bodenschutz. Organische Substanzen im Boden müssen wiederaufgebaut werden, beim Einsatz von Wasser und Düngern muss eine Effizienzsteigerung erfolgen und Recyclingmechanismen müssen verbessert werden.
Bezüglich unseres Ernährungsverhaltens besteht allgemein Konsens, dass eine pflanzenbetonte Ernährung mit weniger tierischen Lebensmitteln die positivste Auswirkung hat. Auch mit einer fleischlosen Ernährung kann unser Körper mit allen Nährstoffen ausreichend versorgt werden. Hülsenfrüchte, Milch(-produkte), Nüsse, Getreide(-produkte) und Eier liefern beispielsweise ausreichend Proteine. Auch die Versorgung mit kritischen Nährstoffen wie Calcium, Eisen, Zink, Jod und Vitamin B12 kann bei einer vegetarischen Ernährungsweise gesichert werden.
Ferner liegt in der Verringerung von Lebensmittelverschwendung ein erhebliches Einsparpotenzial: In Europa gehen 89 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Weg zum Verbrauchenden verloren. In Deutschlands Privathaushalten landen rund 78 Kilogramm pro Kopf und Jahr im Müll. Weltweit sind es 1,3 Milliarden Tonnen, die verloren gehen – genug für drei Millionen Menschen. Es kann in diesem Zusammenhang nicht oft genug wiederholt werden, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum kein Wegwerfdatum ist! Rüdiger Lobitz, www.bzfe.de